Die Aktiven des NABU Linden sorgten dafür, dass ein außer Betrieb genommenes Trafohaus vor dem Abriss bewahrt und in ein „Vogelhotel“ umgebaut wurde, wo inzwischen verschiedene Vogelarten nisten.
Der alte Trafoturm am Friedhofsweg Linden bei der Feuerwehr ist eng mit der Geschichte der Elektrifizierung Lindens verbunden. Ab 1913 gab es dort den ersten Strom, der Turm wurde 1936 erbaut und blieb als Trafostation in Dienst bis 1976, wo er durch eine neue Anlage an anderer Stelle ersetzt wurde. Seither war das stillgelegte Gebäude nicht genutzt worden. Der regionale Energieversorger, die OVAG, veranlasste daraufhin den Abriss des scheinbar überflüssigen Gebäudes im April 2008. Die Schaufelbagger waren schon bei der Arbeit, doch die Mauern des Turms waren so standhaft, dass lediglich die Tür herausgebrochen werden konnte. Am Folgetag sollte daher schweres Gerät eingesetzt werden.
Eine Nachbarin, Frau Christina Junker-Ekic, hatte dieses Geschehen beobachtet. Sie wusste, dass in dem Häuschen auch damals bereits Vögel brüteten und wandte sich sogleich an Karl-Heinz Frank vom NABU Linden, der die Bauarbeiter des Abbruchunternehmens zum vorläufigen Einstellen der Arbeiten und Absichern der Baustelle bewegen konnte. Nun wurden die OVAG und der Bürgermeister informiert sowie die Untere Naturschutzbehörde (UNB) eingeschaltet. Zum Schutz der Vogelbrut wurde das Abrissvorhaben von der OVAG bis September 2008 ausgesetzt.
Es folgten zunächst vergebliche Verhandlungen mit der OVAG als Eigentümerin des Turms sowie der Stadt Linden, auf deren Grundstück das Gebäude steht, um eine Nutzung des Turms für den Vogelschutz zu erreichen. Der monatelange, intensive Schriftverkehr mit dem Sachbearbeiter der OVAG und weitere Verhandlungen führten schließlich dazu, dass der Turm von der Stadt übernommen und per Pachtvertrag dem NABU für den Vogelschutz überlassen wurde. Hier zeigte sich die OVAG großzügig und überwies dem NABU die eingesparten Abbruchkosten.
Nun konnte mit dem Umbau des stillgelegten Trafoturms in ein Vogelhotel begonnen werden, den rund fünfzig Arbeitsstunden Herr Gerhard Rösner, der wichtige Mauerarbeiten durchführte, und NABU-Aktivisten vollbrachten. Hierzu musste ein neuer Boden musste eingesetzt werden und eine Arbeitsbühne war zu installieren, um die weiteren Arbeiten durchzuführen. So wurde das Sichtmauerwerk erneuert, eine neue Tür eingesetzt, das Innere von Schutt und Dreck befreit, loser Putz entfernt und die Wände gestrichen. Im nächsten Schritt wurden Nistkästen und Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermaus, Schleiereule, Turmfalke, Dohle u. a. angebracht. Im Außenbereich kamen Kästen für Star, Spatz, Mehlschwalbe, Mauersegler und Fledermaus zum Einsatz. Abschließend wurde die große Info-Tafel „Gastfreundschaft im Trafohaus“ mit Erläuterungen für Passanten angebracht.
Rechtzeitig vor Beginn der Brutsaison fand am 21.03.2009 um 11:00 die offizielle Einweihung des Vogelhotels statt. Anwesend waren hier u. a. der damalige Bürgermeister Dr. Ulrich Lenz, der damalige Stadtverordnetenvorsteher und jetzige Bürgermeister Jörg König, Hr. Matle als Vertreter der OVAG, Frau Junker-Ekic und Herr Rösner (bei denen sich der NABU mit jeweils einem Buchgeschenk für ihr Engagement im Vogelschutz bedankte), Presse, NABU-Vertreter und Gäste.
Nun brüten im Vogelhaus weiterhin Kohlmeise, Haussperling und Amsel und seit 2014 auch ein Paar Turmfalken. Seit 2015 wurden brüten dort auch Schleiereulen.